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Olga

Olga ist ein stilles Kind, das seine Umgebung sehr genau beobachtet.

Sie wächst in ärmlichen Verhältnissen in Breslau auf, ihre Eltern sterben früh an Fleckfieber. Ihre Großmutter nimmt sie mit nach Pommern auf ihr Landgut. Olga ist eine sehr gute Schülerin und nimmt jeden Stoff mit Begierde auf. Sie lernt Herbert Schröder kennen, die beiden verlieben sich. Olga hat sich in den Kopf gesetzt, Lehrerin zu werden und lernt eifrig für ihre Aufnahmeprüfung. Herbert zieht es in die Ferne, er meldet sich freiwillig mit 19 Jahren zu einem Einsatz in Südwest Afrika. Von dort kehrt er krank zurück. Olga und Herbert möchten heiraten, aber seine Eltern sind strikt dagegen. Olga ist inzwischen Lehrerin in einem Dorf bei Tilsit, Herbert wohnt in einem Hotel in Tilsit. So besuchen sie sich oft.

Doch dann keimt der Abenteuerer in Herbert Schröder wieder auf. Er möchte an einer Expedition in die Antarktis teilnehmen. Es sollte erst einmal eine Vorexpedition werden, von Tromsö nach Spitzbergen, um Material und Route für die eigentliche Unternehmung zu testen. Start 1912, ist zugleich auch wahrscheinlich das Todesjahr Herberts und seiner Mitreisenden, sie bleiben bis heute verschollen.

Im zweiten Teil des Buches finden wir Olga im Odenwald. Der 2.Weltkrieg ist vorbei. In den sparsamen Zeiten näht sie für eine Pfarrersfamilie Kleidung; Olga ist durch eine schwere Krankheit taub geworden und kann so ihren Beruf als Lehrerin nicht mehr ausüben. Ferdinand, ein Sohn der Familie baut eine besondere Beziehung zu Olga auf, die ihn ein Leben lang begleiten wird. Als junger Mensch hört er sich die Geschichte der Olga Rinke an. Ihre aufrechte Art fasziniert den jungen Studenten. Nach Olgas Tod macht er sich auf die Suche der zahllosen Briefe, die Olga ihrem geliebten Herbert nach Tromsö geschickt hat.

Diese Sammlung hat Bernhard Schlink nun in einem weiteren Anhang gestellt, den letzten Brief hast sie 1971 verfasst. Hat sie tatsächlich solange auf seine Rückkehr gehofft?! Diese Briefe bergen einige Geheimnisse, die das Leben der tapferen Frau für den Leser noch einmal ins rechte Licht rücken.

Beeindruckend ist die Vorgehensweise Bernhard Schlinks: das Zeitgeschehen tritt weitgehend in den Hintergrund, ob die Bismarckzeit, die Weltkriege oder die Nachkriegszeit, er widmet sich ganz der Hauptperson Olga. Auch die historisch belegte Person des Herbert Schröder-Stranz bleibt „Beiwerk“, wenn auch die Briefe Olgas an ihn ihre tiefe Beziehung zueinander erahnen lassen.

Für Sie gelesen von Susanna Heidemann

 

Einband:
Leinen

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